Unwiderstehliche Texte

Kill your darlings: 3 Tipps, wie du deine Texte so unwiderstehlich machst wie Stephen King & Co.

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Texte überarbeiten: Nötiges Übel oder ein Gewinn für deine Leser?

Texte zu überarbeiten, ist vielen Schreiberlingen eher ein Graus. Zählst du dich dazu? Dann hinterfrage doch mal, warum das so ist. Ist diese Ansicht wirklich begründet oder steht dir eventuell dein Ego im Weg?

Die Blockparade „Kill your darlings: deine drei besten Tipps fürs Überarbeiten von Texten“ von Daniela Pokorny hat mich inspiriert, meine Gedanken zu teilen.

Wenn du nur eine Sache mitnimmst und eine andere Sicht aufs Redigieren bekommst, fällt es dir in Zukunft bestimmt leichter.

Also lass uns loslegen …

Mut zum Streichen: So überarbeitest du deine Texte effektiv

Es gibt diesen Moment beim Schreiben, den ich nur zu gut kenne: Du hast einen Satz, eine Passage oder sogar ein ganzes Kapitel, das dir besonders am Herzen liegt. Es ist der Satz, den du perfekt ausgefeilt hast. Der kleine Abschnitt, der die Essenz dessen, was du sagen willst, so wunderbar einfängt.

Und dann, während der Überarbeitung, kommt die grausame Wahrheit ans Licht: Dieser geliebte Teil passt einfach nicht. Er stört den Fluss, bringt keine neuen Informationen oder lenkt sogar vom eigentlichen Thema ab. Genau dann ist es Zeit, eine der schwierigsten Entscheidungen im kreativen Prozess zu treffen: „Kill your darlings.“

Diese Aussage wird häufig dem Schriftsteller William Faulkner zugeordnet, soll jedoch aus Arthur Quiller-Couchs Buch „Über die Kunst des Schreibens“ (1916) stammen.

Und auch Stephen King übernahm diese Worte in seinem Buch „On Writing: A Memoir of the Craft“: „Kill your darlings, kill your darlings, even when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings.“

Sie sind ein radikaler Ratschlag für Autoren und Texter wie mich: Trenne dich von den Teilen deines Werkes, die du zwar liebst, die aber nicht notwendig sind.

Es geht darum, die Schönheit im Gesamten zu suchen und zu erkennen, dass der Lieblingssatz das Gesamtbild oft mehr stört als bereichert.

Aber wie schaffst du es, diese geliebten Passagen zu opfern, wenn du so viel Herzblut hineingesteckt hast? Und wie stellst du sicher, dass das Endprodukt – nach allen Überarbeitungen – noch authentisch und kraftvoll ist?

In diesem Blogartikel teile ich meine drei besten Tipps mit dir, die mir selbst helfen, beim Überarbeiten meiner Texte den Mut zu finden, „meine Darlings“ zu töten und gleichzeitig den Kern meiner Botschaft zu bewahren.

1. Der Leser im Fokus: Schreibe für dein Publikum, nicht für dich selbst

Viele Autoren und Texter verlieben sich oft in ihre eigenen Worte. Es ist, als ob sie einen Spiegel vor sich haben und sich in der Reflexion ihrer Gedanken verlieren.

Doch das Schreiben ist nicht nur ein kreativer Ausdruck deiner selbst – es ist ein Mittel der Kommunikation. Und Kommunikation ist nur dann effektiv, wenn sie den Empfänger erreicht und berührt.

Vor allem im Copywriting (Verkaufs- bzw. Werbetexten) geht es fast zu 100 % um die Zielgruppe, die die gewünschte Handlung ausführen soll. Und nur ganz wenig um die Person, die das Angebot macht.

Mit diesen wenigen Prozent zeigst du deine Persönlichkeit, damit du Vertrauen zu deinen Wunschkunden aufbaust. Aber im Großen und Ganzen geht es darum, was deine Zielgruppe will und was sie von deinem Angebot hat. Das war zu Beginn eines meiner wichtigsten Learnings.

Willst du mehr über Copywriting erfahren, lies meinen Blogartikel „Texte, die verkaufen: mit Copywriting vom Ladenhüter zum Verkaufsschlager

Und das gilt genauso für alle anderen Texte.

Schreibst du ein Buch, ist dein Ziel ja auch, dass du viele Leser erreichst. Also musst du auch für deine Leser schreiben und nicht für dich.

Warum sollte der Leser im Mittelpunkt stehen?

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt beim Überarbeiten deines Textes ist es, deinen Fokus vom Ego auf den Leser zu verlagern. Der Text soll schließlich nicht dich, sondern den Leser ansprechen und bereichern.

Stell dir vor, du liest deinen Text aus den Augen deines Zielpublikums. Sind die von dir geliebten Passagen wirklich relevant? Bieten sie neue Erkenntnisse oder sind sie lediglich eine schöne, aber überflüssige Verzierung?

Wie rückst du den Leser in den Fokus?

  • Zielgruppenanalyse: Erstelle ein klares Bild von deinem idealen Leser. Welche Probleme hat er? Welche Fragen stellt er sich? Was sind seine Interessen und Bedürfnisse? Wenn du diese Fragen beantworten kannst, kannst du deine Texte viel gezielter auf dein Publikum ausrichten.
  • Empathie entwickeln: Versetze dich in die Gefühlswelt deines Lesers. Was möchte er von deinem Text mitnehmen? Welche Emotionen soll dein Text in ihm auslösen? Das Ziel ist, eine Verbindung aufzubauen – eine Art unsichtbares Band, das den Leser an deinen Text bindet und ihm das Gefühl gibt, verstanden zu werden.
  • Feedback einholen: Lass andere deinen Text lesen und bitte um ehrliches Feedback. Außenstehende können oft besser einschätzen, welche Passagen für den Leser interessant sind und welche eher langweilen oder abschweifen. Dabei ist es wichtig, dass du das Feedback als Geschenk betrachtest und nicht als Kritik an deiner Person.

Indem du ständig hinterfragst, ob ein Textteil dem Leser wirklich dient, fällt es dir leichter, unnötige Darlings zu identifizieren und loszulassen. Dein Text wird dadurch schlanker, präziser und wirkungsvoller.

Probier’s mal aus.

2. Der rote Faden: Struktur als Schlüssel zu Klarheit und Stärke

Ein weiterer Aspekt, der beim Überarbeiten oft unterschätzt wird, ist die Struktur des Textes.

Eine klare Struktur ist wie ein gut ausgebautes Straßennetz – es führt den Leser sicher von A nach B, ohne dass er sich verläuft.

Wenn du jedoch Darlings anhäufst, riskierst du, dass dein Text einem Labyrinth gleicht, in dem der Leser die Orientierung verliert.

Warum ist die Struktur so wichtig?

Eine durchdachte Struktur hilft dir nicht nur dabei, deinen Text logisch aufzubauen, sondern auch, die Essenz deiner Botschaft klar herauszuarbeiten. Jeder Abschnitt, jeder Satz sollte einem übergeordneten Ziel dienen und in die Gesamtstruktur passen.

Darlings neigen dazu, den Fluss zu stören – sie ziehen den Leser in Richtungen, die vielleicht schön, aber nicht zielführend sind.

Wie verbesserst du die Struktur deines Textes?

  • Gliederung überprüfen: Hast du eine klare Einleitung, einen informativen Hauptteil und einen prägnanten Schluss? Ist der Übergang zwischen den Abschnitten fließend und logisch? Oft hilft es, den Text in einzelne Abschnitte zu unterteilen und diese dann einzeln zu betrachten.
  • Absatzstruktur beachten: Ein guter Absatz behandelt nur eine Idee oder ein Argument. Wenn du merkst, dass du in einem Absatz zu viele verschiedene Punkte ansprichst, ist das ein Zeichen dafür, dass du kürzen oder neu strukturieren solltest.
  • Struktur beim Schreiben festlegen: Es ist hilfreich, die Struktur schon beim Schreiben zu berücksichtigen. Lege dir einen Plan zurecht, in welchem Abschnitt du welche Inhalte platzieren möchtest. Das spart dir im Nachhinein viel Zeit bei der Überarbeitung.
  • Struktur testen: Lies deinen Text laut vor oder lass ihn dir von einer Text-to-Speech-Software vorlesen. So merkst du schnell, ob die Struktur stimmig ist oder ob der Text an einigen Stellen holprig wirkt.

Indem du deine Struktur überprüfst, fällt es dir leichter zu entscheiden, ob deine Darlings bleiben dürfen oder gehen müssen. Eine starke Struktur ist der Rahmen, in dem deine Ideen glänzen können – und Darlings, die diesen Rahmen sprengen, schmälern nur ihre Wirkung.

3. Das Herz des Textes: die Botschaft im Mittelpunkt

Die Essenz eines Textes ist seine Botschaft. Sie ist das, was nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt, was nachhallt und nachwirkt.

Während du schreibst, kann es jedoch passieren, dass du dich in Details verlierst und die ursprüngliche Botschaft verwässerst. Genau hier lauern die Darlings – sie lenken ab, sie verschleiern, sie machen die Botschaft undeutlich.

Warum ist die Botschaft das Herzstück?

Eine starke Botschaft ist das, was den Leser bewegt. Was ihn dazu bringt, den Text nicht nur zu lesen, sondern auch zu verinnerlichen. Sie ist das, was den Text einzigartig und wertvoll macht.

Wenn du deine Darlings nicht kritisch hinterfragst, riskierst du, dass die Botschaft im Wortrausch untergeht.

Wie findest du die Kernbotschaft deines Textes?

  • Frage nach dem „Warum“: Warum schreibst du diesen Text? Was möchtest du erreichen? Was soll der Leser am Ende mitnehmen? Indem du diese Fragen ehrlich beantwortest, arbeitest du die Kernbotschaft klar heraus.
  • Überflüssiges eliminieren: Alles, was nicht direkt zur Kernbotschaft beiträgt, solltest du hinterfragen. Ist dieser schöne Satz wirklich notwendig, um deine Botschaft zu transportieren? Wenn nicht, dann weg damit.
  • Wiederholungen vermeiden: Überarbeitung bedeutet auch, redundante Passagen zu streichen. Wiederholungen dienen zwar als stilistisches Mittel, manchmal verwässern sie jedoch die eigentliche Botschaft.
  • Den Text als Ganzes betrachten: Lies den Text mehrfach komplett durch, ohne anzuhalten. Welche Gefühle und Gedanken bleiben nach dem Lesen zurück? Entspricht das dem, was du vermitteln willst? Wenn nein, dann überprüfe, welche Passagen die Botschaft möglicherweise verwässern oder ablenken.

Emotional loslassen: Die Kunst, deine Darlings zu töten

Von geliebten Textpassagen Abschied zu nehmen, ist nie leicht. Es fühlt sich an, als ob du einen Teil von dir selbst aufgibst.

Doch in Wirklichkeit machst du Platz für etwas Größeres – für ein Werk, das seine volle Wirkung entfalten kann, weil es nicht durch Ballast behindert wird.

Es geht nicht darum, deine Kreativität zu beschneiden, sondern darum, sie zu fokussieren.

Wie schaffst du es, loszulassen?

  • Akzeptiere den Prozess: Die Überarbeitung ist ein essenzieller Teil des Schreibprozesses. Sie zerstört nicht dein Werk, sondern verfeinert es. Akzeptiere, dass das Streichen und Umstellen von Texten Teil des kreativen Schaffens ist. Das ist wie beim Kochen. Es kommen nur die Zutaten in den Topf, die du für das Gericht brauchst, damit es schmeckt. Und dein Text soll schließlich dem Leser schmecken.
  • Führe eine „Darling“-Datei: Lösche die geliebten Passagen nicht einfach, sondern bewahre sie in einer separaten Datei auf. So fühlst du dich nicht, als würdest du sie für immer verlieren und kannst sie vielleicht in einem anderen Kontext verwenden. Ich speichere mir meine Entwürfe immer ab, damit mir die Ideen nicht verloren gehen.
  • Hol dir Unterstützung: Manchmal fällt es schwer, den eigenen Text objektiv zu betrachten. Ein erfahrener Lektor oder eine vertrauenswürdige Person kann dir helfen, klarer zu sehen und dich ermuntern, mutige Entscheidungen zu treffen. Ein Blick von außen macht den Unterschied. Denn wir sind meist selbst zu nah dran, um blinde Flecken aufzudecken.
  • Trust the process: Jeder Schreibprozess ist einzigartig. Manchmal führt das Streichen von Darlings dazu, dass sich der Text plötzlich neu und kraftvoll anfühlt. Es entsteht Raum für neue Ideen und für eine klarere, prägnantere Botschaft. Deshalb vertraue dem Prozess.

Fazit: Der Mut, Darlings zu töten, macht dich zu einem besseren Autor und Texter

Das Überarbeiten von Texten ist ein intensiver und manchmal schmerzhafter Prozess. Doch es ist auch der Schritt, durch den dein Werk ein neues Niveau erreicht. „Kill your darlings“ ist mehr als nur ein radikaler Tipp – es ist eine Aufforderung, den Blick über das Einzelne hinaus zu heben und das große Ganze zu betrachten.

Indem du den Leser in den Mittelpunkt stellst, die Struktur deines Textes stärkst und die Botschaft schärfst, wirst du feststellen, dass deine Texte an Klarheit, Tiefe und Wirkung gewinnen. Der Schmerz des Loslassens wird von der Freude übertroffen, ein Werk zu erschaffen, das nicht nur dir, sondern auch deinem Leser wirklich dient.

Es braucht Mut, seine Darlings zu töten. Aber dieser Mut wird belohnt – mit Texten, die leben, atmen und bewegen. Und mit begeisterten Lesern.

Wie schwer tust du dich beim Überarbeiten deiner Texte? Oder geht dir das easy-peasy von der Hand? Schreib es mir in die Kommentare – ich bin gespannt.

Wortreiche Grüße

Steffi

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